1000 Jahre Mittelalter – ein kurzer Überblick über das Wesentliche
Welche Herrscherfamilien regierten in dieser Zeit?
Die Zeit des Mittelalters wird allgemein auf einen Zeitraum von 1000 Jahren festgelegt, rund genommen von 500 bis 1500 n.Chr. Für Anfang und Ende sind dabei keine festen Daten auszumachen.
Im Folgenden sollen die chronologischen Herrscherfamilien und deren wichtigste Vertreter aufgezeigt werden, die in dieser Zeit den geschichtlichen Ablauf mitgeprägt haben.
1. Am Anfang dieser Zeitspanne steht der Stamm der Merowinger ( 481-749 ). Mit ihm begann der Aufstieg des „Frankenreichs“.
Wichtigster Vertreter war der Frankenkönig Chlodwig I. ( 482-511 ). Auf den „Reststrukturen des Römischen Reichs“ und durch seinen Übertritt zum katholischen Glauben konnte er in West- und Mitteleuropa seine Herrschaft stärken und festigen.
Man sah in ihm den idealen Herrscher, der mit Hilfe Gottes seine brutalen Siege errungen hatte und in dessen Gnade stand.
Nach Chlodwigs Tod konnte kein weiterer Merowinger-König so einflussreich regieren.
Ende des 6. Jahrhunderts, bzw. zu Beginn des 7. Jahrhunderts begann die merowingische Macht zu bröckeln und der Aufstieg der karolingischen Familie kündigte sich an.
2. Die Karolinger waren unter den Merowinger-Königen als „Hausmeier“ tätig.
„Hausmeier“, ( major domus = Verwalter ), hatten ein frühmittelalterliches „Hofamt“ inne. Sie bestimmten die Politik bei Hofe und des Landes mit. Je schwächer der König, desto einflussreicher der Hausmeier.
Karl Martell ( 714-741 ) war ein fränkischer Hausmeier aus dem Stamm der Karolinger. Den späteren Beinamen „Martell“ = Hammer erhielt er aufgrund seiner militärischen Erfolge.
In der Schlacht bei Tours und Poitiers 732, gelang es Karl, die Araber zurückzuschlagen. Das arabische Vordringen in Westeuropa war damit zu Ende.
Seit 737 regierte Karl Martell bereits ohne merowingischen König ( Theuderich IV. war gestorben ). Vor seinem Tod teilte er das Frankenreich unter seinen Söhnen Pippin und Karlmann auf. Pippin wurde als Pippin III. ( 751-68 ) erster Karolinger-König.
768 starb Pippin III. Das Reich wurde unter seinen beiden Söhnen, Karl und Karlmann, aufgeteilt. Nach dem frühen Tod Karlmans 771 begann nun Karl, die schimmerndste Gestalt der Karolinger, alleine zu herrschen. Er einte und hielt sein Reich zusammen. Es bestand schließlich aus dem heutigen Frankreich, Österreich, den Beneluxstaaten, aus den größten Teilen Deutschlands und Ober- und Mittelitalien.
Bekannt unter dem Namen Karl der Große ( 768-814 ), erfolgte 800 seine Kaiserkrönung in Rom, die erste eines fränkischen Herrschers. Die Krönung brachte keine Machterweiterung mit sich, aber das Ansehen wuchs und die Einheit des Reiches wurde gestärkt.
Nach Karls Tod 814 übernahm sein Sohn, Ludwig der Fromme ( 814-840 ), die Regentschaft. Ihm gelang es, das Reich zusammenzuhalten und die Politik seines Vaters zu verfolgen auf das Ziel hin – ein Reich, eine Kirche. Aber die Schaffung eines „Fränkischen Großreichs“ durchkreuzten Ludwigs Söhne. Sie teilten ihr Erbe auf:
Vertrag zu Verdun 843:
– Lothar ( 840-43 ) erhielt Italien und das Mittelreich sowie die Kaiserkrone
– Karl ( der Kahle 843-77 ) Westfranken
– Ludwig ( der Deutsche 843-76 ) Ostfranken und Gebiete um Worms, Maiz und Speyer
Den Namen „Frankenreich“ behielten nach dieser Teilung nur die Westfranken.
Die Brüder Ludwig und Karl versöhnten sich nach einem langen Bruderstreit und teilten 870 im Vertrag zu Mersen das Reich ihres gestorbenen Bruders Lothar unter sich auf.
Eine letzte Grenzfestlegung zwischen West- und Ostfranken fand 880 im Vertrag zu Ribemont statt. Diese Grenze zwischen Oberrhein und Nordsee d.h. zwischen Frankreich und Deutschland hielt ca. 800 Jahre und veränderte sich kaum. In Frankreich herrschten weiterhin die Karolinger bis zum Jahre 987, in Deutschland war deren Regentschaft schon 911 mit Ludwig ( dem Kind ) beendet.
Wie schon zwischen den Familien der Merowinger und Karolinger so auch am Ende der Karolingerdynastie – schwache Herrscher haben wenig Chancen gegen starke Gegner, die nach Macht streben.
Im ostfränkischen, deutschsprachigen Reich waren vier Stammesherzogtümer abermals entstanden: Bayern, Schwaben, Franken und Sachsen. Die dort ansässigen Adligen regierten in ihren Ländereien ohne ein Mitspracherecht des Königs. Als der letzte Karolinger 911 starb, wählten diese vier Stammesherzöge den Frankenherzog Konrad I. ( 911-18 ) zum König.
Konrad konnte den Stammesherzögen nichts entgegensetzen und fühlte, dass ihm das „Königsheil“, welches einen Garant für Fruchtbarkeit der Felder, für Kriegsglück und Frieden darstellte, nicht gewogen war.
Kurz vor seinem Tod rief er Familienangehörige und die Großen des Landes zu sich.
„Er beschwor sie mit väterlichen Ermahnungen, es über die Wahl seines Nachfolgers nicht zu einer Spaltung im Reiche kommen zu lassen. Sie sollten den Sachsenherzog Heinrich, Ottos Sohn, erküren. Der sei ein tüchtiger und tatkräftiger Mann, der sich mit allem Eifer für den Frieden einsetze. Zum Zeichen, dass sie für dies hohe Amt keinen Würdigeren finden könnten, ließ er durch sie Zepter und Krone und die sonstigen königlichen Insignien (Abzeichen) ihm übergeben, auf dass er das Recht schirme und erhalte.“
(Fortsetzung des Regino von Prüm. Zitiert nach: Materialien für den Geschichtsunterricht, Band 2: Das Mittelalter. Diesterweg 7332, S.106)
3. Die Ottonen ( 919-1024 )
Nach dem Tod Konrads I. wählten Franken und Sachsen den Sachsenherzog Heinrich zum König. Als König Heinrich I. ( 919-936 ) musste sich dieser jedoch erst einmal gegenüber dem Gegenkönig, Arnulf von Bayern, durchsetzen. Bayern und Schwaben waren bei seiner Königswahl nicht anwesend gewesen und wollten ihren Kandidaten an die Macht bringen.
Dies ist die erste Aufstellung eines Gegenkönigs in der deutschen Geschichte!
Das zweite Novum: 920 tauchte der Name „regnum teutonicorum = Reich der Deutschen“ zum ersten Mal in einer Chronik auf.
Heinrich I. stammte aus einem sächsischen Geschlecht, das sich seit Jahren gegen Dänen, Wikinger und Slawen vertreidigen musste und diese Kampferprobtheit führte bald dazu, dass die fünf deutschen Stämme – Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Lotharingien ( seit 925 ) – seine Oberhoheit anerkannten.
In der Folgezeit betrieb Heinrich I. sächsische Machtpolitik, er ließ dabei die Macht der anderen Stammesherzöge unangetastet. So hatte er sogar Helfer bei seiner eigenen Expansionspolitik z.B. im Kampf gegen die Ungarn. Alle Stämme in der gemeinsamen Abwehr gegen die äußeren Feinde des Reiches und der König galt als Sieger.
Heinrichs Sohn, Otto I.( 936-973 ), änderte die Innenpolitik seines Vaters. Seine neu geplante Reichsorganisation dauerte rund zwei Jahrzehnte bis sie sich durchgesetzt hatte und Stabilität bewies.
Wie in der Karolingerzeit sollten die Herzogtümer nach Ottos Willen besetzt werden, ebenfalls die Bischofsstühle.
Die Verwaltung durch Mitglieder aus der Königsfamilie scheiterten daran, dass es Ämter waren, die ein selbständiges Handeln unmöglich machten. Der Amtsinhaber war dem König direkt unterstellt. Blutige Aufstände sogar innerhalb der Familie oder des Stammes waren die Folge.
Otto entschied sich, mit Hilfe der Kirche eine auf ihn konzentrierte Reichsgewalt zu manifestieren. Bischöfe und Äbte wurden die Hauptstützen des Reiches und bekamen dieselben Rechte wie die Herzöge: -die Ausführung der Gerichtsbarkeit -das Recht, Zölle und Abgaben zu erheben und – das Münzrecht.
Durch die Ehelosigkeit der Geistlichen gab es keine Probleme bei der Wiederbesetzung der frei gewordenen Stelle. Das Territorium fiel nach dem Tode wieder an den König zurück und er konnte die Nachfolge allein bestimmen.
951 zog Otto auf einen Hilferuf Adelheids nach Italien. Aus karolingischer Zeit existiert dort noch das Königreich Italien. Adelheid, die Witwe des letzten Königs bat den Sachsen um Hilfe in Erbangelegenheiten. Kampflos löste Otto die italienischen Probleme, heiratete die schöne Witwe und war somit Erbe und Herr Italiens als „ König der Franken und Langobarden“.
Eine Anfrage zwecks der Kaiserkrönung blieb aber unbeantwortet.
962 zog Otto ein zweites Mal nach Italien. Der Grund war ein Hilferuf des Papstes Johann XII. Eine papstfeindliche Adelspartei machte Rom und dem Kirchenstaat Schwierigkeiten. Otto übernahm ohne große Gegenwehr wieder die Herrschaft in Italien. Er wurde in Rom vom Papst, dem Klerus und auch dem Volk empfangen und anschließend in der Peterskirche zum Kaiser und Adelheid zur Kaiserin gekrönt und gesalbt.
Das „Ottonianum“ – der Bund mit dem Papst
Otto sicherte dem Kaiser einen Einfluss auf die Papstwahlen. Der neu gewählte Papst musste dem Kaiser den Treueid leisten, wodurch die Stellung des Papstes einem Reichsbischof gleichkam. Im Gegenzug gelobte der Kaiser, den Kirchenstaat zu schützen.
Otto I. sah sich als Deutscher und nicht ausschließlich den Sachsen verpflichtet. Mit seiner Kaiserkrönung übernahm er einen christlichen Missionsauftrag und das Reichskirchensystem gab ihm die innenpolitische Stabilität. Wegen der Schwäche des Papsttums funktionierte dies auch fast 100 Jahre perfekt, erst im 11. Jahrhundert waren große Machtkämpfe die Folge.
In seiner fast 40-jährigen Regentschaft wuchs Otto I., der Große, zu dem bedeutendsten Herrscher aus ottonischem Geschlecht heran.
Sein Sohn Otto II.( 973-983 ), der schon seit 955 als Mitkaiser unterstützte, 973 die alleinige Regentschaft seines verstorbenen Vaters übernahm und in dessem Sinne weiterregierte, starb leider schon im Alter von nur 28 Jahren. Er hinterließ einen 3-jährigen Sohn als Erben.
Dieser Otto III.( 980-1002 ), war ein Träumer von vergangenen Zeiten: Rom als Welthauptstadt und die Erneuerung des Reiches Karls d.Gr., den er überaus verehrte. Seine Träume blieben unerfüllt, er starb im Alter von 22 Jahren kinderlos.
So einigte man sich auf Heinrich II., einen Urenkel Heinrichs I. Von 1002-1024 war er König des Ostfrankenreichs, von 1004-1024 König von Italien und von 1014-1024 römisch-deutscher Kaiser.
Heinrich konzentrierte sich im Wesentlichen auf eine enge Zusammenarbeit mit der Kirche im Wirkungskreis nördlich der Alpen. Er war ein Unterstützer der beginnenden kirchlichen Reformen. Seine Heiligsprechung 1146 dokumentiert dies.
Auch er stirbt kinderlos und mit ihm die Macht der Sachsenkönige und -kaiser.
4. Die Salier ( 1024-1125 )
– Konrad II., König und ab 1027 röm.-deutscher Kaiser ( 1024-1039 )
– Heinrich III., König und seit 1046 röm.-deutscher Kaiser ( 1039-1056 )
– Heinrich IV., (ab 1053 Mitkönig), König und seit 1084 röm.-deutscher Kaiser ( 1056-1106 )
– Heinrich V., König und Kaiser ( 1106-1125 ), 1105 erzwungene Abdankung seines Vaters
Die salische Dynastie stammt aus der Gegend um Worms, sie waren Franken aus dem links- und rechtsrheinischen Rheingau. Konrad II. wurde 1024 in Mainz zum König gewählt. Auch dessen Sohn Heinrich III. übernahm von seinem Vater, trotz des immer größer werdenden Kampfes um die Königswürde, die Herrschaft. Jedoch bei der nächsten Generation, Heinrich IV. veränderte sich die kampflose Vater-Sohn-Nachfolge.
Heinrich IV. war als sein Vater starb erst 6 Jahre alt. Die Erzbischöfe von Köln und Bremen kümmerten sich um die Erziehung des Jungen bis zu seiner Mündigkeit. Die Reichsfürsten nutzten die schwache Zentralmacht, um ihre eigene zu stärken. Bei seiner Machtübernahme musste Heinrich eine sächsische Rebellion niederschlagen.
Aber nicht nur der Kampf um die Macht gegen „andere Große“ des Reiches wurde zur Aufgabe der salischen Herrscher. Sie lebten in einer allgemeinen Zeit der Veränderungen.
Die Menschen begannen dörfliche Gemeinschaften zu bilden, die Bevölkerungszahlen stiegen und alle mussten mit Essen versorgt werden. Handwerksberufe wurden wichtig, um Städte und Burgen zu bauen. Stadtmittelpunkte wurden die Märkte. Dort traf man sich, um Handel zu treiben. Einflussreiche Kaufleute und Handwerkszünfte gewannen an Macht. Ein gesellschaftliches Leben machte sich breit. Der Zusammenschluss vieler Menschen musste organisiert und beschützt werden. Ministerialen und Ritter sorgten in der Gemeinschaft für Schutz und Ordnung. Der „niedere Adel“ fand seine wichtige Aufgabe.
Der Klerus, die Mönche und Betenden sorgten für das Seelenheil der Menschen. Jedoch gewannen Reformbewegungen innerhalb der Kirche immer mehr an Einfluss. Ziel dieser Reformen war die absolute Autorität und Macht des römischen Papstes. Reformklöster entstanden, das Zölibat = die Ehelosigkeit der Priester wurde gefordert und auch das Verbot der Simonie = kirchlicher Ämterkauf stand auf der Liste.
Die Salier – Heinrich IV. – Der Gang nach Canossa, das herausragende Ereignis innerhalb dieser Herrscherfamilie.
Papst Gregor VII. schrieb in einem Brief an Heinrich, dass er in Fragen, welche sowohl Kirche wie auch Krone betreffen, den Gehorsam des Königs erwarte. Konkret ging es um die Besetzung eines Erzbischofstuhles in Mailand. Heinrich jedoch war gewohnt, kirchliches Gebiet mit Männern seines Vertrauens zu besetzen.
Gregor VII. ( 1073-1085 ), ursprünglich Mönch in dem Reformkloster Cluny, kämpfte selbstbewußt gegen alle, die der Freiheit und Macht der Kirche entgegenarbeiteten.
In einer Reichsversammlung in Worms 1076, in welcher der König, weltliche Reichsfürsten und ebenfalls zwei Erzbischöfe anwesend waren, erklärte man das Verhalten Gregors für sittenwidrig und votierte für seine Absetzung.
Das Absetzungsdekret erreichte den Papst auf einer jährlichen Synode in Rom. Anwesende Bischöfe und Kardinäle in der Peterskirche waren entrüstet. Am Tag darauf kam der Gegenschlag. Heinrich und dessen Anhänger wurden vom Papst verdammt. Dieser Bann kam einer Absetzung gleich.
Viele Fürsten sahen in dieser Situation die Chance, ihren Kandidaten zum König zu erheben. Rudolf von Rheinfelden wurde als Gegenkönig gewählt. Er würde endgültig das Amt übernehmen, sollte Heinrich nicht innerhalb der Frist eines Jahres vom Bann gelöst sein. Gregor VII. wurde von den Fürsten nach Deutschland eingeladen, um zwischen ihnen und Heinrich als Richter aufzutreten.
Heinrich musste sich geschlagen geben und machte sich 1077 auf den Weg, um seine Loslösung vom Bann zu erreichen. Gregor war auf dem Weg nach Deutschland. Er fürchtete den Angriff königlicher Truppen und suchte Schutz in der Burg Canossa. Drei Tage hielt Heinrich vor den Toren der Burg aus. Im Büßergewand, ohne Schuhe, unter Tränen flehend zeigte er seine Reue dem Papst, der ihn schließlich wieder in die Kirche aufnahm und vom Bann löste.
Nach Heinrichs Rückkehr sollte aber auf Wunsch der Reichsfürsten doch der Gegenkönig Rudolf im Amt bleiben. Als dieser aber im Kampf die Schwurhand verlor, sah man darin ein Gottesurteil. Heinrich vergrößerte seine Anhängerzahl und ein wiederholter Bann Heinrichs durch den Papst Gregor erreichte nicht sein Ziel – im Gegenteil.
Heinrich zog gestärkt nach Rom, dieses Mal musste der Papst fliehen. Nach der Besetzung Roms durch die deutschen Truppen wurde Papst Clemens III. als Gegenpapst inthronisiert, der Heinrich die Kaiserkrone übergab ( 24. März 1084 ).
Heinrichs größte Feinde befanden sich in seiner eigenen Familie. Der älteste Sohn, Konrad, stellte sich gegen seinen Vater, fiel aber 1101 wärend eines Italienzugs. Der zweite Sohn, Heinrich, nahm sogar seinen Vater mit allgemeiner Zustimmung gefangen und zwang ihn zur Abdankung.
Heinrich übernahm die Regierung als Heinrich V. Er hatte jedoch einen starken Widersacher, Lothar von Supplinburg, einen Sachsen. Als Heinrich V. den Staufer, Friedrich von Schwaben, zu seinem Nachfolger bestimmte, entschieden sich jedoch die Fürsten nach Heinrichs Tod für den Sachsen Lothar. Der Papst bestätigte diese Wahl.
Lothar von Supplinburg regierte als Kaiser Lothar III. von 1125 bis 1137.
1137/38 war schon Lothars Schwiegersohn, Heinrich der Stolze von Bayern , im Besitz der Reichsinsignien, als man sich mit Hilfe der Kurie für den schwächeren Kandidaten, Konrad von Hohenstaufen entschied.
5. Die Staufer
Die Staufer waren ein Grafengeschlecht aus Schwaben. Ihren Namen erhielten sie erst später nach der Burg „Staufen“ auf dem „Hohenstaufen“. 1079 bekamen sie das Herzogtum Schwaben vom Kaiser übertragen und betrieben seither ihre „Hausmachtpolitik“, d.h. der Besitz wurde durch Eroberungen, Kauf, Tausch und Erbschaft erweitert.
Hauptgegner der Staufer war das Geschlecht der Welfen, die große Gebiete in ganz Deutschland und Norditalien auf dieselbe Weise erworben hatten.
Diese Gegnerschaft war schon Thema bei der Wahl Konrads von Hohenstaufen zum König. Er erhielt den Vorzug gegenüber Heinrich dem Stolzen, einem Welfen, weil er für eine kleine, aber mächtige Gruppe von Fürsten, führend der Erzbischof von Trier, einen schwächeren Gegner darstellte. Als Konrad III. ( 1138-1152 ) regierte der erste Stauferkönig, der „Pfaffenkönig“,14 Jahre lang.
Der Machtkampf zwischen Staufern und Welfen wurde wieder deutlich, als Friedrich von Schwaben, der Neffe Konrads III., von den Fürsten in Aachen zum König gewählt wurde.
Als Friedrich I. ( 1152 – 1190 ), den späteren Beinamen „Barbarossa“ erhielt er in Italien wegen seines roten Bartes, nach dem Tod seines Onkels zu regieren begann, erhoffte man eine Übereinkunft zwischen Staufern und Welfen. Als Verwandter von Staufern und Welfen müsste doch eine Vereinigung beider Geschlechter möglich sein, was sich auch anfänglich abgezeichnet hat. Friedrichs Vetter war der Welfe Heinrich der Löwe. 1156 erhielt Heinrich zu seinem Herzogtum Sachsen auch das Herzogtum Bayern als Lehen zugeteilt.
Friedrich Barbarossa, seit 1155 erster Staufer-Kaiser, zog innerhalb seiner Regierungszeit 6mal nach Italien. Durch Handel und Handwerk waren die Städte Italiens reich geworden und als Kaiser des Reiches und König der Langobarden wollte Barbarossa daran teilhaben, was sich aber durch das hinzugewonnene Selbstbewußtsein und dem Drang nach Eigenständigkeit der Städte als sehr schwierig erwies. Um die Reichsrechte wiederherzustellen, musste sich Friedrich gegen die Städte mit Waffengewalt wehren. Nach der einjährigen Belagerung und Zerstörung Mailands ( 1162 ) brach der Widerstand der anderen Städte zunächst zusammen.
1176 plante Friedrich seinen 5. Kriegszug nach Norditalien, da der Widerstand gegen das Reich wieder aufgeflammt war. Er bat Heinrich den Löwen, ihn dabei zu unterstützen, der jedoch ablehnte. Das kaiserliche Heer war durch die vielen Kämpfe geschwächt und ohne zusätzliche Hilfe endete dieser Italienzug mit einer katastrophalen Niederlage. Die kaiserliche Position war in Italien ab diesem Zeitpunkt geschwächt.
Heinrich der Löwe hatte in der Abwesenheit Friedrichs die eigene Macht gestärkt und seinen Herrschaftsbereich vergrößert ( Ostseegebiet ). Er gründete Städte, z.B. München ( 1158 ) und Lübeck sowie Bistümer, ohne die Zustimmung des Kaisers oder des Papstes. Er fühlte sich mächtig, machte sich dadurch aber auch Feinde, die sich beim Kaiser beschwerten.
Barbarossa hatte die verweigerte Hilfe seines Vetters Heinrich nicht vergessen und lud ihn wegen der vorhandenen Klagen vor Gericht, wo der Herzog nicht erschien.
1180, auf dem Reichstag von Gelnhausen, wurde Heinrich der Löwe geächtet und verlor die Hausmacht über seine Ländereien, die aufgeteilt wurden.
Otto von Wittelsbach bekam dabei ein verkleinertes Herzogtum Bayern zugesprochen. Die Wittelsbacher regierten von 1180-1918 dauerhaft in Bayern.
Heinrich der Löwe durfte nur seinen Hausbesitz um Braunschweig behalten und musste in die Verbannung. Er floh zu seinem Schwiegervater, dem König von England.
1184 Hoftag in Mainz:
Barbarossa lud zu einem großen Fest ein. Er ließ seine beiden Söhne zum Ritter schlagen.Ungefähr 40 000 Menschen sollen an dieser volksfestähnlichen Veranstaltung teilgenommen haben.Turniere, Gottesdienste, Musik und Tanz repräsentierten das in Europa hochangesehene Kaisertum.
1189 brach Friedrich zu einem Kreuzzug auf. Sein Sohn Heinrich VI. ( 1190-1197 ) führte in der Zeit die Regierungsgeschäfte.
1190 soll der Kaiser bei einem Bad im anatolischen Fluss Saleph ertrunken sein. Das Grab wurde bis heute nicht gefunden.
Friedrich Barbarossa steht für „die Schaffung des mittelalterlichen Feudalstaates“. Als oberster Lehnsherr band er weltliche wie geistliche Fürsten durch einen Eid an sich. Nach den Erfahrungen des Investiturstreites der salischen Dynastie musste dies unweigerlich zu künftigen Problemen, vor allem zwischen Kirche und Staat, führen.
Heinrich VI. erbte drei Königreiche: Deutschland, ( Ober )-italien und Burgund. Durch Heirat kam noch Sizilien zu dem größten Reich der damaligen Zeit hinzu. Sizilien sollte der Mittelpunkt seines Weltreiches, inklusive des Oströmischen Reiches, werden.
Er bot den Fürsten die Erblichkeit ihrer Lehen an, im Gegenzug sollten sie auf das Kaiserwahlrecht verzichten und die Staufer behielten weiterhin ihren Status. Dieser „Erbreichsplan“ erhielt anfangs Zustimmung, scheiterte aber an einigen Fürsten wie auch dem Papst.
Mit nur 32 Jahren starb Heinrich VI. auf einem Kreuzzug. Seine hochgesteckten Träume konnte er nicht verwirklichen. Lediglich die Königskrone für seinen 3jährigen Sohn blieb übrig.
Phillip von Schwaben ( Staufer, Bruder Heinrichs VI. ) ( 1198-1208 )
Der deutsche Thronstreit 1198
Otto IV. von Braunschweig (Welfe, Sohn Heinrichs des Löwen ) ( 1208-1215, ab 1209 Kaiser )
Der Thronstreit löste im Reich einen Bürgerkrieg aus. Der ebenfalls im Jahr 1198 gewählte Papst Innozenz III. ( 1198-1216 ) spielte bei diesem Gegenkönigtum eine große Rolle.
Lange Zeit nutzte er die Reichsstreitigkeiten erst einmal, sich eigene Vorteile zu verschaffen. Der Kirchenstaat wurde von ihm umfangmäßig auf fast das Doppelte erweitert.
Innozenz hatte in Bologna und Paris, den berühmtesten Universitäten dieser Zeit, Rechtswissenschaften und Theologie studiert. Seine beiden wichtigsten Anliegen waren die Unabhängigkeit des Papsttums und die Verhinderung der Vereinigung des staufischen Reiches mit Sizilien.
Heinrich VI. hatte kurz vor seinem Tod den Papst als Oberlehnsherrn über Sizilien anerkannt. Außerdem hatte Innozenz die Vormundschaft über den unmündigen Königssohn Friedrich II.
So befand er sich in einer guten Position, die Politik in Deutschland wie auch im gesamten Reich zu beeinflussen. Alle Thronbewerber mussten sich mit folgenden seiner Vorgaben einverstanden erklären: der Kirchenstaat muss respektiert werden, keine zukünftigen kaiserlichen Rechte bei der Neubesetzung von Bistümern und Abteien und keine Vereinigung Siziliens mit dem Reich.
Eine Entscheidung im deutschen Thronstreit löste erst einmal der Mord an Phillip von Schwaben. Otto IV. wurde 1209 zum Kaiser gekrönt. Jedoch kümmerte sich Otto nicht um sein Versprechen, Sizilien in der Hand des Papstes zu belassen und nicht mit dem Reich verbinden zu wollen.
1214 Schlacht bei Bouvines
Der inzwischen 17jährige Friedrich II. ( 1212/15-1250 ) reiste von seiner sizilianischen Heimat aus nach Deutschland und mobilisierte dort die staufertreuen Anhänger. Zusammen mit dem verbündeten französischen König schlug er erfolgreich das durch englische Truppen verstärkte Heer des Gegenkönigs Otto IV. Der deutsche Thronstreit war damit endgültig beendet, die Staufer hatten die Welfen besiegt.
Innozenz III. wird oft als der größte Papst des Mittelalters gesehen. Im weltlichen wie geistlichen Bereich stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die römische Kirche übte durch ihn eine Weltherrschaft aus.
Als 1216 Innozenz III. starb, sah sich Friedrich II. nicht mehr lange an das Versprechen, das er seinem päpstlichen Mentor gegeben hatte, gebunden. Seine geliebte Heimat Sizilien veränderte er in einen modernen Beamtenstaat. Die Beamten, die nun feste Gehälter bezogen und nicht mehr in einem Lehnsverhältnis standen, wurden an der Staatsuniversität in Neapel ausgebildet.
Die vorhandenen Privilegien des Adels erklärte er für ungültig. Steuern und Zölle durften nur noch die königlichen Beamten einziehen. Er schuf eine staatliche Handelsflotte. Die vorher das Mittelmeer beherrschenden Händler aus Genua und Pisa verdrängte er damit aus dem Hafen. Alle Waren durften nur noch in staatlichen Lagerhäusern umgeschlagen werden, die Verkaufsrechte waren nur noch Monopol des Staates. Folge all dieser Maßnahmen war eine gut gefüllte Kasse des Königs. Es konnte damit auch ein „stehendes Heer“ anstelle einer Lehnstruppe bezahlt werden.
Friedrich II. war gebildet, ein Förderer der Künste und der Wissenschaft. In Sizilien trafen sich Menschen aus aller Welt, so lernte er im Laufe seines Lebens 9 Sprachen. Er galt als „immutator mundi“, als „Verwandler der Welt“. Naturwissenschaften, Architektur standen im Mittelpunkt seines Interesses. Wie funktioniert der Kosmos? Gibt er eine Seele? Sein berühmtes Buch: „De arte venandi cum avibus“, was übersetzt bedeutet „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“ zeigt seine Begeisterung für die Jagd mit Falken. Das um 1240 erbaute Jagdschloss „Castel del Monte“ westlich von Bari zeigt eine einzigartige Bauweise: ein regelmäßiges Achteck mit einem Turm an jeder Ecke.
Das so auf Italien fixierte Leben Friedrichs vernachlässigte die Reichspolitik in Deutschland. Auf seiner ersten Reise in die Gegend nördlich der Alpen, ließ der Kaiser seinen Sohn Heinrich ( VII. ) in Frankfurt zum deutschen König wählen ( 1220 ). Aber die Reichsfürsten hatten in der Zwischenzeit ihre Ländereien selbstänig verwaltet und wehrten sich gegen die Maßnahmen Heinrichs, Königsrechte zurückzugewinnen. Friedrich war bereit, den Fürsten Zugeständnisse zu machen, um Deutschland zu behalten. Heinrich jedoch suchte Verbündete unter den Reichsministerialen und Städten, die ebenfalls unter den Fürsten litten, und widersprach damit den Anordnungen seines Vaters. Friedrich kam erneut nach Deutschland, setzte seinen Sohn ab und brachte ihn in ein sizilianisches Gefängnis, wo dieser starb.
In all dieser Zeit seiner Herrschaft hatte Friedrich Auseinandersetzungen mit dem Papsttum zu bestehen. Der Heilige Vater sah den Kirchenstaat durch die ringsum liegenden Ländereien der Staufer bedroht. Außerdem zögerte Friedrich seine Teilnahme an einem Kreuzzug des Papstes immer wieder hinaus. Er wurde dafür aus der Kirche ausgeschlossen. Schließlich zog Friedrich doch mit seinem Heer nach Jerusalem. Nach kampflosen Verhandlungen kam der Kaiser siegreich, die Königskrone von Jerusalem im Gepäck, zurück. Der Papst musste neue Angriffspunkte finden. Weil am Hofe Friedrichs auch nichtchristliche Wissenschaftler und Künstler verkehrten, denunzierte er den Kaiser nun als „Antichrist“. Auf einem Konzil in Lyon ( 1245 ) setzte er Friedrich als Kaiser ab. Als Reaktion kamen verstärkte Forderungen einer Kirchenreform. Schlachten auf Leben und Tod wurden gekämpft bis schließlich Friedrich II. am 13. Dezember 1250, vermutlich an einer Blutvergiftung, starb. Er liegt im Dom zu Palermo neben seinen Eltern, Heinrich und Konstanze, begraben.
Die Söhne und Enkel Friedrichs konnten das Erbe der Staufer nicht retten. Es begann eine Zeit, in der sich kein Fürstenhaus durchsetzen konnte, eine zentrale Macht aufzubauen. Jedoch stärkten die Landesherren ihre Befugnisse.