Das Weltbild der Menschen im 17. und 18. Jahrhundert hing stark von ihrem Glauben ab: Gott als Schöpfer und Initiator allen Geschehens. „Glauben“ heißt aber „nichts wissen“. Wer erklären will, warum etwas geschieht, muss beobachten und nach Beweisen suchen. Dieses kritische Prüfen von Vorgängen bedeutet mit „Vernunft“ an eine Sache heranzugehen – man handelt „aufgeklärt“. Nicht „Gefühle“ entscheiden, sondern „Tatsachen“. Aufgrund dieses modernen Denkens wird das 17. und 18. Jahrhundert als das „Zeitalter der Aufklärung“ benannt.
Immanuel Kant beschrieb 1784 Aufklärung folgendermaßen:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen … Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
(Kant, Was ist Aufklärung, 1784, In: K. Vorländer, Philosophie der Neuzeit, die Aufklärung, rde 281, S. 246)
Aufstieg der Naturwissenschaften:
Um 1600 entdeckten holländische Brillenmacher verschiedene Linsen aus geschliffenem Glas. Galileo Galilei baute daraufhin die erste Sternwarte mit Fernrohren (Observatorium), die ihn erkennen ließen, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Diese Entdeckung zerstörte natürlich das Weltbild der römischen Kirche, in der die Erde der Mittelpunkt des Universums ist. Man verbot Galilei diese Meinung weiterhin zu vertreten, worauf er geantwortet haben soll: „Und sie bewegt sich doch!“ Johannes Keppler entdeckte, dass zwischen Geschwindigkeit und Entfernung eines Planeten von der Sonne eine regelmäßige Beziehung besteht. Mit einer mathematischen Formel berechnete er diese Beziehung. Isaac Newton bestimmte die „Gesetze der Schwerkraft“. Experimentierfreudige Naturwissenschaftler und die Entdeckung neuer Instrumente machten die Beobachtungen immer genauer. Die Gelehrten tauschten ihre Ergebnisse auch aus. Einige Erfindungen waren: 1590 – Mikroskop, 1610 – Astronomisches Fernrohr, 1666 – Gesetz der Schwerkraft, 1766 – Wasserstoff, 1771 – Sauerstoff usw.
Rene Descartes, ein französischer Denker und Mathematiker stellte 1637 sinngemäß folgende Regeln auf:

René Descartes in einem Porträt von Frans Hals, 1648
„Ich denke, also bin ich“
(Meditationes, 1641)
- Man soll eine Sache als wahr und richtig annehmen, die zweifelsfrei sicher und einleuchtend erkennbar ist.
- Jedes Problem muss in kleinste Teile zerlegt werden, damit eine bessere Lösung möglich ist.
- Man soll gedanklich mit dem Einfachsten anfangen, dann stufenweise bis zum Kompliziertesten gehen.
- Man muss auf Vollständigkeit einer Sache achten und bemüht sein, dass man sicher ist, nichts vergessen zu haben.
All dieses Denken ließ die Frage nach der Richtigkeit der kirchlichen Lehrsätze, der Wunder und der Existenz von Gott ins Wanken geraten. In der Literatur wurde das Ziel der Menschen darin gesehen, auf Erden und nicht im Jenseits glücklich zu werden und anderen Menschen Glück zu bereiten. Das höchste Glück sei es nach den Gesetzen der Sittlichkeit und Tugend sein Leben auszurichten und seine Mitmenschen dementsprechend zu behandeln. (Lessing: „Nathan der Weise“ steht für den Aufruf religiös tolerant zu sein.)
Nicht nur die Religion wurde von den Aufklärern kritisch hinterfragt, sondern auch der Staat. Wie war es damit, dass der König allein die Staatsmacht innehatte, dass er „absolut“ regierte? Welche Rechte standen den Menschen eigentlich zu?
John Locke formulierte 1689 dazu sinngemäß:
Alle Menschen sind von Natur aus gleich und frei. Niemand hat das Recht, dieses „Naturrecht“ zu missachten!
Ein Herrscher hat dafür zu sorgen, dass die Würde, die Freiheit im Denken für seine Untertanen gewährleistet ist. Toleranz im Glauben, Abschaffung von Folter und Mißhandlungen werden gefordert. All dies widersprach den Grundsätzen des Absolutismus.
Gelehrte der „Aufklärung“ beschäftigten sich nicht nur mit den Naturwissenschaften, auch Geisteswissenschaften fanden ihren Platz – Psychologie, Soziologie und Staatslehre entstanden:
Montesquieu – „Vom Geist der Gesetze“ Rousseau – „Der Gesellschaftsvertrag“
Montesquieu gilt als Verfechter der Gewaltenteilung: Gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt müssen gerennt sein. Ohne diese Teilung kann es keine Freiheit geben. Rousseau sieht die Menschenrechte nur gewährleistet, wenn der Mensch ohne Zwang und Gehorsam frei leben kann. ( „Der Mensch ist frei geboren und überall ist er in Ketten …“)
Aufklärung – eine Gefahr für den Absolutismus?
Der König von Frankreich verbot die Schriften der Aufklärer. Zwei Drittel der Bevölkerung konnte aber damals nicht lesen. In vielen europäischen Staaten wurde am Ende des 18. Jahrhunderts dennoch die Schulpflicht eingeführt – ein Widerspruch? Als Zweck der Bildung wurde folgendes in den Vordergrund gestellt: Die Untertanen werden zu treuem Gehorsam geführt und zu guten Handwerkern, Kaufleuten, Soldaten und Beamten herangezogen. Kinder auf dem Land waren noch viele Jahrzehnte von Bildung ausgeschlossen. Es scheint also, als könne man die „Bildung“ einer kleinen Schicht der Bevölkerung gut verkraften, ja sogar zum wirtschaftlichen Vorteil für den Staat nutzen. Die meisten Aufklärer hatten zum „einfachen“ Volk auch keine Kontakte. Der hauptsächliche Ansprechpartner war das Bürgertum, aus dem sie meist selbst stammten. In Großstädten (London, Paris, Hamburg, Wien, Berlin, Sankt Petersburg) wurden die neuen Ideen mit Interesse aufgenommen und diskutiert. Das Publikum wollte täglich neue Informationen, Zeitungen und Zeitschriften entstanden. Französische Gelehrte versuchten das komplette Wissen in einem bebilderten Lexikon von 31 Bänden zusammenzufassen und für alle zugänglich machen.